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Der Grehüdl

Hier gibt es die Geschichte zum Anhören:

Vor langer Zeit lebte in Cadolzburg ein Büttel namens Cuncz Pawrenfeint (heute würden wir ihn Kunz Bauernfeind nennen), der den Leuten schon durch seinen bloßen Anblick Angst und Schrecken einflößte. Er hatte die Leute zu den Gerichtstagen zu laden und anschließend die Strafe zu vollstrecken, dazu gehörte auch das Henkersamt. Das Eintreiben der Abgaben gehörte ebenso zu seinen Aufgaben. Daneben war er wohl auch als Förster in den zur Cadolzburg gehörigen Wäldern tätig. Das grüne Hütchen, das er ständig trug, gab ihm den Spitznamen „Grehhiedl“, also: Der Mann mit dem grünen Hut.

Der Grehhiedl versah sein Amt mit unnachgiebiger Härte. Gefühllos und kalten Herzens erfüllte er seine Aufgaben, ja, man konnte meinen, dass ihm Hohn und Freude aus den Augen blitzten, wenn er die Menschen quälen konnte, und das Töten der oft unschuldig Verurteilten machte ihm besondere Freude. Wenn er einen Wilddieb erwischt hatte, auch wenn den der Hunger zu seiner Tat getrieben hatte, lieferte er ihn jedes Mal den harten Strafen, die dafür vorgesehen waren, aus. Gegenüber Frauen und Kindern kannte er ebenfalls keine Gnade, alle fürchteten den unbarmherzigen Mann.

Aber eines Tages wurde der Grehhiedl nach Nürnberg gerufen und selbst vor Gericht gestellt. Wie erstaunte er, als er dort vom Hohen Rat sein eigenes Todesurteil hören musste. Der Burggraf hatte endlich den Klagen seiner Cadolzburger Untertanen geglaubt und die Berichte über die Untaten des Grehhiedl als wahr erkannt. Zur Strafe wurde er in der nördlichen Befestigungsmauer der Burg bei lebendigem Leibe eingemauert. Zur Erinnerung ließ sein Herr an dieser Stelle außen an der Mauer ein Bildnis aus Stein anbringen, das an die Untaten seines Dienstmannes erinnern sollte.

Seitdem geht die Sage, dass der Grehhiedl, meist um 12 Uhr mittags, immer noch auf der Cadolzburg spukt.

Einmal erschien er einem Zautendorfer Kind, das in der Burgkapelle Religionsunterricht hatte. Der Pfarrer hatte es zur Strafe wegen Ungehorsams in ein Kämmerchen neben der Kapelle eingesperrt. Als es 12 schlug, erschien plötzlich mit verzerrtem Gesicht der Grehhiedl! Vor Schreck wurde der Knabe ohnmächtig und starb am nächsten Tag, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben.

Dem Grehhiedl wurde es aber auch zugeschrieben, wenn das Herdfeuer bei der Heimkehr erloschen war. Vielen Leuten soll er auch nachts erschienen sein. Und wenn eine bestimmte Nacht des Jahres herankam, sagte man „Heit gäht der Grehhiedl um!“ und blieb bei fest geschlossenen Fenstern lieber daheim.

Info dazu von Hans-Werner Kress:

Zum „Grehhiedl“ vergleiche Monumenta Boica 47, S. 639/640. Dass er in forstlicher Hinsicht für den Dillenberg zuständig war, ist auszuschließen, bestenfalls zur Wahrung des Jagdregals. Der burggräfliche Waldanteil geriet mit der Stiftung des Spitals und des Chorherrenstifts in Langenzenn in andere Hände. Erst als Nebengut des Deberndorfer Schlosses kamen Teile in markgräfliche Verfügungsgewalt und bilden den Kern des heutigen Staatsforstes. Der forstliche Zuständigkeitsbereich des Cuncz Pawrenfeint wird wohl umrissen von den Wäldern, die zum Schloss Cadolzburg gehörten (MB 47, S. 585).

Geschichtliche Nachrichten zum Dillenberg sind spärlich. Sie beziehen sich nicht immer auf das Gebiet, das wir heute als Dillenberg ansehen, und tragen andere Flurnamen.

Mauerstück mit Grehhiedl

Das Mauerstück der Cadolzburg, an der man heute an der äußeren Burgmauer die Gestalt des Grehhiedl sehen kann, entstand erst ca. 100 Jahre nach dem Tod von Cuncz Pawrenfeint.

Weitere Quellen:
Vom Grehhiedl (andernorts auch Grehiedl, Grehhütl genannt) existieren 2 Versionen der Sage, wie Dr. Norbert Autenrieth in der Cadolzburger Heimatvereinszeitschrift „Der Bleistift“ von 2006 in seinem Beitrag „Vom Grehütl und anderen Cadolzburger Sagen“ ausführt.

Deren Quellen sind:
Alfred Kriegelstein (Hg.): Sagen; Legenden, Geschichten aus Mittelfranken, München u. Bad Windsheim 1983, S.157
Valentin Fürstenhöfer: Cadolzburg und Umgebung, Berlin-Spandau 1927, S. 83 f.