Das Augustiner Chorherrenstift
Eine Kirche an dieser Stelle gab es wohl schon unter Karl dem Großen im 8. Jahrhundert. Im 13. und 14. Jahrhundert, lange vor der Gründung des Klosters, wurden diese Mauern hier auf Geheiß des Nürnberger Burggrafen Johann III und Friedrich VI, einem Freund von Kaiser Karl IV, errichtet. Weitere Stifter waren Johann von Seckendorff (genannt Hörauf – Domherr in Bamberg) und Burkhard von Seckendorff. Hier im Chor der Kirche versammelten sich die Chorherren täglich kurz nach Mitternacht zur Matutin zum ersten Mal, um zu singen, Psalmen vorzutragen und der Verstorbenen zu gedenken.
Im Jahr 1409 wurde vom Nürnberger Burggrafen Friedrich VI. und seiner Frau Elisabeth von Bayern in Langenzenn das Augustiner Chorherrenstift gegründet.
Die Wallfahrt zur schwarzen Maria und zu den bedeutenden Reliquien der Langenzenner Kirche hatte Geld in die Kassen gespült und Friedrich und seine Frau wollten wohl den Plan von ihren Vorgängern, dem Dekanatssitz Langenzenn auch als Verwaltungssitz der Zollern mehr Bedeutung zu verleihen, weiterverfolgen. Das Augustiner Chorherrenstift Neunkirchen am Brand diente hierbei als Vorbild. Von dort kamen auch der erste Probst Peter Imhof und die ersten Chorherren. Es waren 12 Chorherren und ein Probst vorgesehen aber die Zahl der Chorherren erhöhte sich im Lauf der Zeit auf 16.
Um das Kloster mit Getreide, Gemüse, Fisch, Wein sowie Bau- und Brennholz zu versorgen, wurden auch landwirtschaftliche Flächen, Fischgewässer, Wälder und Weinberge überschrieben.
Noch heute wird ein Waldstück am Dillenberg als Klosterholz ausgewiesen.
Das Chorherrenstift prosperierte. Die Erzeugnisse des Landbesitzes durften zwar nicht gehandelt oder verkauft werden, der Besitz weitete sich aber stetig durch Schenkungen, Kauf und Tausch aus. Der Landbesitz war teilweise so groß, dass sich die Langenzenner Bauern manchmal beschwerten, dass für sie kaum mehr Wiesen als Schafweiden übrigblieben.
Mit dem Holz vom Dillenberg und weiteren Wäldern um Langenzenn wurde im Augustiner Chorherrenstift geheizt. Eine Besonderheit war die Heizanlage im Keller. Der dortige Kamin lieferte die Wärme dann über einen Schacht nach oben und über Löcher in die Gewölbedecke unter dem Fußboden des Refektoriums.
Das Refektorium ist der Speisesaal des Klosters. Eine solche Anlage wird als sogenanntes Hypokaustum bezeichnet und bot den Chorherren mit seiner Wärme einen gewissen Luxus.
Die Augustiner Chorherren lebten nicht abgeschieden von der Außenwelt, wie es Mönche in einem Kloster tun. Sie waren geweihte Priester, hielten Gottesdienste in der Stadt und in den Dörfern, waren Seelsorger, kümmerten sich um die Kranken und nahmen auch die Beichte ab.
Zusätzlich förderten sie die Jugend und das kulturelle Leben und auch die Wissenschaft, wie die zwei Klosterbibliotheken in Langenzenn zeigten.
Im Winter waren die Chorherren nur mit leichten Lederschuhen bekleidet. Bei der Rückkehr von
ihrem Dienst in den Orten kamen sie oft durchnässt und durchgefroren ins Chorherrenstift des Nachts zurück. Das beheizte Refektorium war der einzige Raum im Kloster, wo sie sich wieder trockenen und aufwärmen konnten.
