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Burggraf Georg Wilhelms Hasenjagd

Hier gibt es die Geschichte zum Anhören:

Als die Nürnberger Bürger 1427 den Hohenzollern die Ruine der Nürnberger Burggrafenburg abkauften, dachten sie, damit auch die zugehörigen Wälder samt Jagdrecht im Süden und Norden, den Lorenzer und Sebalder Reichswald, mitgekauft zu haben.

Aber die Hohenzollern entgegneten ihnen, sie hätten zwar den Wald verkauft, aber nicht das Jagdrecht daran! Das Jagdrecht nämlich unterschied den Adel vom Bürgertum und wäre dieses auch noch so bedeutend, wie das der Nürnberger Patrizier.

So auch im Jahre 1717.

Eigentlich herrschte Frieden. Aber der Markgraf von Bayreuth, Georg Wilhelm, Burggraf von Nürnberg, dessen Gebiet sich von Hof, Bayreuth, über Neustadt fast bis Langenzenn erstreckte, hatte beschlossen, es den Nürnbergern mal wieder zu zeigen. Mit 400 Soldaten aller Waffengattungen, zusätzlich Jägern und leibeigenen Bauern, die Treiber sein mussten, zog er auf die Stadt Nürnberg zu. Unter großem Lärm wurden die Schanzen zwischen Groß-und Kleinreuth erobert, die Wachen liefen davon. Dann ging es in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli los mit der Jagd auf Nürnberger Gelände.

Der Burggraf hatte anscheinend bereits geahnt, dass es mittlerweile in diesem Gebiet, wenn auch außerhalb der Stadt gelegen, kaum Jagdwild gab! So wurden 2 Dutzend extra vorher zu Hause gefangene Hasen frei gelassen und gejagt. Dabei interessierte den Burggrafen nicht im Geringsten, dass seine Jagdmeute querfeldein die bestellten und fast erntereifen Felder zertrampelte.

Als die Hasen sich verlaufen hatten, glaubten die Markgräfler, die „Pfeffersäcke“ genug geärgert zu haben und zogen wieder heim.

Das dicke Ende kam in Form eines kaiserlichen Strafbefehls wegen Landfriedensbruchs, einer Geldstrafe von 50 Mark „lötigen“1 Goldes sowie der Verpflichtung, die Schäden an den Feldern zu ersetzen.

Aber der ferne Kaiser Karl VI. in Wien konnte den Befehl wohl nicht durchsetzen, und selbst wenn: dem jagdbesessenen und von absolutistischem Machtbewusstsein erfüllten Markgrafen wäre die Sache bestimmt ihr Geld wert gewesen.

1 „Lötig“ ist ein alter Rechtsbegriff und bedeutet: unvermischt, oder auch: dem rechten Mischungsverhältnis entsprechend

Quelle:
Karl Stritzke: Es war einmal - Nürnberger Sagen und Geschichten, Nürnberg 1953

Anmerkung:

Georg Wilhelm (1678-1726) war der exzentrische absolutistische Markgraf von Brandenburg-Bayreuth.

Laut dem Vertrag zwischen Burggraf Friedrich III.  und Kaiser Rudolf I. von 1273 stand den fränkischen Hohenzollern das Jagdrecht auf 1/3 des rund um Nürnberg lebenden Wilds zu, außerdem jeder 3. gefällte Baum im Nürnberger Reichswald. Dazu kam alles im Wald von selbst gefallene Holz sowie die Einkünfte aus dem Forstamt auf der nördlichen Seite der Pegnitzbrücke, also im Lorenzer Wald. Nach dem Verkauf ihrer Burg und der dazugehörigen Waldflächen an die Stadt 1427 bestanden die Hohenzollern weiter auf diesen Rechten, obwohl Kaiser Sigismund die Stadt Nürnberg 1433 offiziell mit allen Rechten hinsichtlich der beiden Wälder bei Nürnberg belehnt hatte. Erst 1527 kam es zu einem Vertrag, der den Bürgern von Nürnberg und ihren Nachkommen die niedere Jagd gestattete, also die Jagd auf Wildschweine (aber ohne sie in Gruben oder Netzen zu fangen), des Weiteren auf Eichhörnchen, Feldhühner und anderes Geflügel und Hasen, „doch in Maßen, dass das Rotwild dadurch nicht verlägert <d.h. aus seinem Lager gescheucht> werde“. Immer wieder versuchten die Markgrafen, ihren Bauern, aber auch den Nürnberger Bürgern, zu verbieten, ihre Äcker mit Zäunen und Geländern vor dem hungrigen Wild zu schützen und das Wild davonzujagen. Sie selbst dagegen nahmen keinerlei Rücksicht auf die Interessen der Bauern, zerstörten bei der Jagd Felder, ließen ihre Söldner ungestraft die zum Markt Gehenden ausrauben und bestraften ertappte Wildschützen mit dem Tode. So wurde 1582 ein „vermehrter Wildschütz“ bei „Glaishammer zu Kadolzburg“ wegen Wildfrevels an 320 Stück Wild mit dem Schwert hingerichtet.

Quelle: 
Emil Reicke: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, Nürnberg 1896, Reprint Neustadt/Aisch1983

Porträit Georg Wilhelm

Abbildung Georg Wilhelm
Quelle Porträt:
https://de.wikipedia.org/