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Ritter Hugo

Hier gibt es die Geschichte zum Anhören:

Zu Cadolzburg auf der Veste hauste einst ein Ritter namens Hugo. Der war streng, aber gerecht zu seinen Untertanen und wurde dementsprechend von ihnen geschätzt.

Hugo war aber dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg ein Dorn im Auge, so dass dieser darauf sann, wie er ihn loswerden könne.

Eines Tages überbrachte ein Bote Hugo ein Schreiben, in dem er gar höflich zu Friedrich nach Nürnberg eingeladen wurde. Hugo aber erschrak, denn es schien ihm aus den überfreundlichen Worten eine kalte Moderluft entgegenzuwehen, die sein Herz aussetzen ließ. Auch seine Tochter, der er den Brief zeigte, wurde von Furcht ergriffen und bat den Vater flehentlich, er möchte nicht nach Nürnberg reiten, denn dort drohe ihm sicher Unglück. Der Ritter aber tat, als lache er über ihre Besorgnis und versuchte, ihr mit Scherzen den Kummer auszureden. Als sie aber gar nicht nachgeben wollte, erklärte er ihr, er sei es seiner Ritterehre schuldig, die Einladung anzunehmen. Und im Übrigen habe er sein scharfes Schwert dabei.

Da ließ ihn das Mädchen unter Tränen und Segenswünschen nach Nürnberg reiten.

Am Hofe Friedrichs wurde Hugo gar freundlich empfangen. Es waren viele fränkische Edle erschienen, die unter dem Vorsitz des Burggrafen über die Abgaben des Zehnten, den zunehmenden Wildfrevel und andere herrschaftliche Probleme beraten wollten. Die Teilnehmer gerieten mit der Zeit immer mehr in Eifer, und die Herren stellten Forderungen auf, die dem guten Ritter Hugo immer mehr unrecht erschienen. So ergriff er das Wort gegen die unmäßigen Forderungen der Adeligen und nahm das Volk in Schutz. Mit scharfer Rede wandte er sich auch gegen den Burggrafen, der ihm wie ein Blutsauger, der den letzten Pfennig aus den Untertanen herauspressen wollte, vorkam.

Als die Sitzung beendet war, ließ Hugo sofort nach seinem Pferd fragen, denn er wollte der hasserfüllten Stimmung entkommen. Da lachte der Burggraf ihm zu und sprach: „Aber lieber Freund! Mögen wir auch gegnerischer Ansicht in den Verhandlungen sein, hernach sind wir wieder liebe Brüder. Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich schätze! Bitte bleibe bei uns und schlage mir den Gasttrunk nicht aus! Wir wollen beim Wein unsere Freundschaft bekräftigen.“ So blieb Hugo, man trank, lachte und erzählte, und der Burggraf erkundigte sich auch nach der Tochter Hugos und trug ihm auf, sie beim Heimkommen zu grüßen.

Da wurde Hugo mitgeteilt, ein Bote aus Cadolzburg sei mit einer wichtigen Nachricht da. Hugo wurde aus dem Saal geführt, durch einen langen Gang, eine Treppe hinab und stand plötzlich in einem dunklen Raum. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er, dass an den Wänden vermummte Männer standen, und in der Mitte lag ein schwerer hölzerner Block auf einem Teppich. Da erkannte Hugo, dass es die Henker des Burggrafen waren. Er wurde zum Richtblock gezerrt und man schlug ihm augenblicklich das Haupt ab.

Hugos Leichnam wurde in den Stall gebracht, wo der Burggraf bereits wartete. Auf seinen Befehl wurde der Tote auf sein Pferd gesetzt und der Kopf am Rumpf festgebunden. Das treue Pferd trabte heim mit dem toten Ritter auf dem Rücken.

Zu Hause hatte die Tochter angstvoll auf die Rückkehr des Vaters gewartet. Als plötzlich die Uhr stehen blieb, lief sie hinaus und sah des Vaters Pferd herannahen. Als sie dem Pferd in die Zügel griff, fiel ihr der abgehauene Kopf auf die Brust und der Reiterstürzte vom Pferd.

Noch heute trabt zu nächtlicher Zeit das Pferd durch Cadolzburg und trägt den Ritter ohne Kopf durch die Gassen, damit diese Mordtat nicht in Vergessenheit gerät.

Quelle:
Franz Bauer: Helden, Gespenster und Schalksnarren. Sagen aus Franken. Nürnberg 1. Ausgabe 1910, S. 322ff.

Bemerkung:

Hier ist ein „Hugo von Cadolzburg“ der Held, der in keiner Aufzeichnung nachweisbar ist.

Die Burggrafen von Nürnberg sind dagegen seit 1200 eigentliche Besitzer der Cadolzburg, einige davon trugen auch den Namen Friedrich.

Möglicherweise spielt die Geschichte in einer Zeit, in der die Burg noch aus Fachwerk oder Holz gebaut war und noch nicht von den Hohenzollern besessen wurde. Aus Indizien kann man auf einen Vorgängerbau schließen, der spätestens 1157 schon existierte und der Familie der Abenberger gehörte. Aber auch unter den Abenbergern ist kein Hugo zu finden.

Es kann sich aber auch um eine völlig erfundene Geschichte, z.B. ein Kunstmärchen der Romantik, handeln. Darauf verweisen Details, wie z.B. das Stehenbleiben einer Uhr. Vor 1300 gab es noch keine Räderuhren, man maß die Zeit mit Sonnenuhren, die nicht stehen bleiben können.