Trittsteintechnik von BISON Forest + Fruit
An dieser Stelle wurden einzelne sogenannte biologische Trittsteine nach den Grundsätzen der Femelwirtschaft angelegt, um der Natur ein artenreiches Angebot zu machen.
Die Femeln, also kleine Lichtungen, in Hordengatterbauweise aus örtlichem Holz und das Totholzmanagement bilden einen attraktiven Lebensraum für Vögel, Insekten und Pilze. Windbremsen und Schattenbereiche lassen reiche Naturverjüngung aufgehen. Dadurch bildet sich ein so genannter innerer Waldrand und unterstützt den Umbau hin zur Dauerwaldwirtschaft.
Bei richtiger Anlage, Bauart und Verteilung entstehen aus diesen Trittsteinen Ökokorridore, in denen sich Tier- und Pflanzenarten selbsttätig mit den Kräften der Natur weiter ausbreiten.
Nach dem Projekt am Druidenranken wurde hier am Druidenstein nun eine andere Herangehensweise mit der Pflanzpatronentechnik von BISON Forest + Fruit ausprobiert.
Ein großes Problem bei konventionellen Baumschul-Bäumen liegt in der mehrfachen Umschulung während der Entwicklung. Dabei werden leicht die Wurzeln beschädigt, was sich problematisch auf die Robustheit und das Anwachsverhalten der neuen Bäume auswirkt. Wenn eine Beschädigung am Wurzel-Leittrieb vorliegt, ist die künftige Standfestigkeit des Baumes nicht mehr gegeben. Zusätzlich wird die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen eingeschränkt.
Und hier liegt das Hauptproblem am eher karg versorgten Dillenberg. Nur Bäume, die ein gesundes Wurzelhaus ausbilden, werden langfristig tiefe Wurzeln bilden und so den Baum auch in trockenen Phasen besser versorgen können.
Bei der Technik von BISON Forest + Fruit werden die Samen hingegen unter optimalen Bedingungen temperaturgeführt vorgekeimt und wachsen direkt in die Pflanzpatrone ein. Somit wird kein Wurzelwerk beschädigt. Dabei werden die verwendeten Stütznetze der Pflanzpatronen ausschließlich aus Naturmaterialien hergestellt, können deshalb im Boden verbleiben und sogar als Träger von Pilz- und Bakterienkulturen fungieren.
Auf diese Weise kann man jede Femelanlage als Tiny Forest bezeichnen, mit einer recht großen Zahl besonders junger Pflanzen auf recht kleinem Raum. Darunter sind dienende Baumarten, die den Boden bereiten, Schatten und Windschutz bieten, und langsamer wachsende Zielbaumarten, deren Wachstum durch das entstehende Mikroklima gefördert werden. Die Entscheidung, welche Individuen sich durchsetzen, fällt die Natur selbst.
Im Fokus stehen am Dillenberg fruchttragende Baumarten, die einerseits durch die Blüte die angesiedelten Bienen über einen langen Zeitraum mit Nektar versorgen können und mit den Früchten weiteren Waldbewohnern im Späteren Nahrung bieten. Versamte Wildtypen tragen zwar mitunter kleinere Früchte als ihre veredelten Zeitgenossen, sind dafür aber deutlich robuster.
Aber die Baumartenauswahl ist nicht alleine entscheidend. Gesundes Waldlaub und
Totholz dürfen nicht fehlen. Daher wurden an jedem eingezäunten Bereich, aber auch über die restliche Fläche verteilt, Totholzhaufen angelegt. Alte Wurzelstöcke, abgebrochene Äste, Pflegematerial, Stämme von gestützten oder gefällten Bäumen. Was auf den ersten Blick manchmal etwas unaufgeräumt aussieht, ist in Wirklichkeit ein Segen für die Bodenlebewelt. Und was liebevoll zu ansehnlichen Totholzhecken aufgeschichtet wurde, erfreut nicht nur den aufmerksamen Beobachter, sondern alles, was kriecht, krabbelt, schwirrt, summt und fliegt.
Hier ist gut verstecken, brüten, jagen. Hier sammelt sich im Windschatten allerlei Saatgut auch als Nahrung, hier bleibt der Boden feucht. Und hier gedeihen junge Keimlinge besonders gut. Sich zersetzendes Holz ernährt sie ober- wie unterirdisch. Laub bedeckt den Boden, ohne fortgeweht zu werden und schafft seinerseits wieder einen ganz eigenen Lebensraum. Hier verstecken Tiere ihre Nahrungsvorräte, auch um sie mal ganz im Sinne der Natur dann zu vergessen. So verdoppelt die Natur innerhalb von zehn Jahren die Anzahl der aktiv gepflanzten Spezies, ganz ohne Schaufel.
Aufforstung durch Vergesellschaftung ist besonders widerstandsfähig. Weil die jungen Setzlinge keine Unterbrechung ihres Entwicklungsprozesses erleiden, entwickeln sich die Pflanzen besonders natürlich. Die Entscheidung, wieviel Energie in Spross- und Wurzelwachstum gesteckt wird, trifft die Pflanze selbst anhand der Standortgegebenheiten. In der Gruppe bewirken die Pflanzen über ihre Wurzelhäuser dann die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen sogar besser, als jede Pflanze für sich allein es könnte.
Das Zusammenspiel all dieser Phänomene ist auch Gegenstand der Forschung des NABU und der Future Forest Initiative, zusammen mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Deren AMARENA Projekt ist auf viele Landschaftslabore angewiesen, wie es nun auch hier am Dillenberg entstanden ist.
Die angelegten Flächen werden auch als Digitaler Zwilling geführt. Das heißt, dass die Entwicklung der Bäume und der Artenvielfalt zusätzlich digital zugänglich wird, um künftige Projekte mit den gewonnenen Erfahrungen zu unterstützen.