Die Biene als Waldbewohner
– Bindeglied für eine nachhaltige Waldentwicklung
Die Biene erfüllt im Ökosystem Wald – ihrem ursprünglichen Lebensraum – eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben, wie zum Beispiel:
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Befruchtung von Pflanzen: Als Pollensammlerin bestäubt die Biene die Blüten der unterschiedlichsten Pflanzen, zu denen nicht nur Blumen, sondern auch Bäume und Sträucher gehören, wie z.B. Linden, Ahorn, Brombeeren, Walderdbeeren und Waldhimbeeren. Die Befruchtung ist Voraussetzung dafür, dass diese Früchte ausbilden, die auch als Nahrung für weitere Waldbewohner zur Verfügung stehen.
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Unterstützung der Photosynthese: Bei Sonnenaufgang fliegen die Bienen los und sammeln für den Blatthonig die Tröpfchen des sogenannten „Honigtaus“ auf – zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blattläusen. Das Abschlecken dieser Tautröpfchen von den Blättern verhindert, dass die Blattoberfläche verklebt oder verpilzt, dadurch können die Bäume weiter darüber Blätter atmen und besser Photosynthese betreiben.
Die Honigbiene trägt damit zum Erhalt der natürlichen Kreisläufe im Wald und damit auch dessen Überleben – gerade in Zeiten des Klimawandels – bei. Deshalb ist ihre Wiederansiedelung am Dillenberg so wichtig.
Zeidel-Wesen im Arboretum Flohrix
Zeidler-Bäume als Ersatz für natürliche Nistmöglichkeiten im Wald
In ihrer natürlichen Umgebung – Wälder, in denen es auch Totholz gibt – nisten Bienenvölker beispielsweise in hohlen Bäumen oder verlassenen Spechthöhlen. Die heutigen Wirtschaftswälder bieten bedauerlicherweise nur noch sehr wenige solcher natürlichen Behausungen, und auch im Wald am Dillenberg wird es noch einige Zeit dauern, bis es solche wieder geben wird.
Um den Bienen im Rahmen des Flohreus Waldprojekts dennoch die Wiederansiedlung unter annähernd natürlichen Bedingungen zu ermöglichen, wurden dort als einigermaßen gleichwertiger Ersatz Zeidler-Bäume eingesetzt. Das Zeidel-Wesen ist eine ursprüngliche Art der Bienenhaltung, bei der die Bienenvölker im Wald belassen werden. Es wurde in der hiesigen Region seit dem Mittelalter nachgewiesen und wird heute vor allem noch in Osteuropa praktiziert.
Zeidler-Bäume besitzen eine vergleichbare Geometrie wie natürliche Höhlungen – allerdings mit zwei wesentlichen Einschränkungen:
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Im Arboretum FlohriX gibt es bisher noch kaum Bäume, die genügend groß und stark sind, um die 60 kg schweren Zeidler-Bäume in der Ideal-Höhe von 7-8 Metern auch bei Sturm sicher tragen können, deshalb wurden die meisten in einer Höhe von 50 cm über dem Waldboden angebracht.
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Auch hinsichtlich des Materials bietet ein Zeidler-Baum nur einen annähernden Ersatz: Eine natürliche Baumhöhle besteht meist aus Totholz, das wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen und diese dadurch besser regulieren kann, als gehobeltes Holz.
Im Arboretum FlohriX wurde als Zeidler-Baum das Modell „Swiss Tree Observer“ verwendet. Seine Konstruktion aus 88 mm starkem Fichtenholz, das bei der passenden Mondphase gefällt wurde, bietet optimale Isolationseigenschaften, die vergleichbar mit einem Niedrigenergiehaus sind:
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Im Winter braucht das Bienenvolk weniger Energie, um im Stock die optimale Temperatur und Trockenheit zu halten, denn beim Verstoffwechseln des eingelagerten Honigs wird sowohl Wärme als auch Feuchtigkeit freigesetzt.
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Im Sommer heizt sich der Zeidler-Baum durch seine gute Klimatisierung nicht so schnell auf, so dass die Bienen weniger kühlen müssen.
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Außerdem verhindert die runde Bauform des Brut- und Lagerraumes auch die Schimmelbildung, denn es gibt keine Winkel und Ecken, durch die Kältebrücken entstehen können.
Gerüstet für den Klimawandel
Die weitere Vorteile der Zeidler-Bäume werden sich in den nächsten Jahren zeigen, wenn das Klima mit steigenden Temperaturen zugleich immer trockener wird: Dann werden die gerade aus Südfrankreich und Süditalien immer weiter nach Norden vordringenden Beutenkäfer auch bei uns versuchen, Fuß zu fassen. Doch bei einer Luftfeuchtigkeit unter 50%, wie sie normalerweise im Zeidler-Baum herrscht, können diese Schädlinge zwar noch eindringen und dort ihre Eier ablegen, doch diese können sich dann nicht entwickeln und sie vertrocknen.
Im Zeidler-Baum gibt es keine klare Trennung zwischen Brut- und Honigraum. Honig, Pollen und Larven sind auf dieser Wabe gemischt vorhanden.
Mehr Infos zum historischen Zeidler-Wesen in der Region:
Das faszinierende Leben der Bienen
Wenn Bienen schwärmen – eine neue Filiale wird gegründet
Wer es schon einmal live erlebt hat, vergisst es nicht: Ein Bienenschwarm ist immer ein beeindruckendes Naturschauspiel. Dieses natürlich angeborene Verhalten, bei dem sich Bienen durch Teilung des Volks vermehren, haben diese nie verlernt – selbst wenn sie über Generationen in Magazin- bzw. Kastenbeuten gelebt haben: Die alte Königin verlässt den Stock mit einem Teil des Bienenvolks und lässt sich zunächst in kurzer Entfernung außerhalb des alten Baus nieder, um eine Schwarmtraube zu bilden. Einzelne sogenannte Spurbienen suchen wie Immobilien-Scouts die Umgebung nach einer neuen geeigneten Behausung ab. Sobald eine potenziell in Frage kommende gefunden wurde, fliegen immer mehr Bienen dorthin los, um das neue Quartier ebenfalls zu begutachten. Und wenn dann im Volk beschlossen wird, dass dies das neue Zuhause des Bienenschwarms sein soll, fliegen alle Bienen einschließlich der Königin dort hin auf und ziehen in die neue Unterkunft ein.
Ein Bienenschwarm zieht ein:
Propolis – ein ganz besonderer Stoff mit vielen Eigenschaften
Die rauen Flächen im Inneren der neuen Behausung regen die Bienen dazu an, diese mit ihren Mandibeln zuerst zu benagen und dadurch zu glätten. Anschließend werden sie mit einer hauchdünnen Schicht aus Propolis ausgekleidet. Propolis – auch Kittharz genannt – ist eine harzartige Masse, welche die Biene aus mehreren Stoffen – wie dem Harz, das Knospen umgibt und an Wunden von Bäumen austritt – herstellt, die sie mit Speichel und Wachs vermischt, und das viele besondere Eigenschaften hat:
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Die Propolis-Schicht erzeugt eine fast sterile Luft im Stock und wirkt wie ein natürliches Antibiotikum, Keime und Krankheitserreger haben dadurch kaum Chancen, sich auszubreiten. Sie schützt das Volk gegen Bakterien und sogar Viren.
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Die Bienen legen dabei einzelne Propolis-Plättchen übereinander, wodurch eine atmungsaktive Schicht entsteht, die vergleichbar mit der Membranschicht von Funktionsbekleidung die im Stock entstehende Feuchtigkeit nach außen diffundieren lässt. Falls diese kurzzeitig zu sehr ansteigt – z. B. beim Trocknen des Honigs – kondensiert das Wasser und die dabei entstehenden Tropfen laufen über die Propolis-Schicht nach unten ab. Auch diese Flüssigkeit hat für die Bienen eine wichtige Bedeutung, denn sie wird wie eine Medizin aufgenommen.
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Die Bienen bauen das Propolis auch in Form von Stäbchen in die Wabenzellen mit ein, wodurch die Temperaturstabilität und die Durchbiegefestigkeit verbessert wird – vergleichbar mit den Eigenschaften von Streckbeton, in den Stahlfasern zur Erhöhung der Stabilität eingebunden werden.
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Zudem werden Propolis auch brandhemmende Eigenschaften nachgesagt.
Ein Jahr im Bienenstaat
Die Arbeiterinnen
Die Biene als genialer Baumeister
Nicht umsonst spricht man vom „Bienenfleiß“: Hat ein Bienenvolk eine neue Behausung gefunden, so kann es diese innerhalb von 2 bis 3 Wochen vollständig mit Waben ausstatten und sie mit Nektar und Pollen befüllen sowie mit Brut belegen.
Der Anblick einer frischen, leeren Wabenzelle zeigt die hohe Perfektion und Ökonomie der Bienen als Baumeister: Im ersten Schritt werden sie in einer runden Form gebaut. Als nächstes erhitzen sogenannte Heizerbienen diese auf eine Temperatur von 42 °C. Beim anschließenden Auskühlen formen sich die Wabenzellen aufgrund der dabei entstehenden Spannungen im Wachs zu der typischen Sechs-Eck-Form. Diese ist besonders gut geeignet, um bei möglichst wenig Materialeinsatz – sprich: Wachs – viel Honig verpacken und lagern zu können: Für ca. 2 kg Honig benötigt die Biene ca. 40 g „Verpackungsmaterial“.
Im Mittelalter, als die Bienenhaltung weit verbreitet war, diente die extreme Ebenmäßigkeit der Wabenzellen sogar als Vorbild gegenüber den ungenaueren Maßeinheiten Elle oder Fuß – allerdings hat sich diese Idee historisch nicht durchgesetzt.
Ein Blick in den Zeidler-Baum verrät, welch brillante Baumeister und Statiker hier am Werk sind.
Der Schwänzeltanz – die einzigartige Kommunikation der Biene
Die Biene ist das einzige Insekt, bei dem sich die Individuen gegenseitig über neue Trachtquellen informieren, indem sie einen sogenannten Schwänzeltanz vollführen. Diese Tanzsprache wurde erstmals von dem Verhaltensforscher Karl von Frisch beschrieben, wofür er 1973 den Nobelpreis erhielt.
Die aktuellen Forschungen von Prof. Dr. Tautz, die auf neuen Forschungsmethoden und Techniken beruhen, haben mittlerweile die damaligen Thesen korrigiert und durch neue Erkenntnisse ergänzt.
So spielen beim Schwänzeltanz die Waben eine wichtige Rolle für die Kommunikation. Informationen werden – vergleichbar mit einem Telefonnetz – durch Schwingungen übertragen. Betrachtet man die Waben genauer, so erkennt man oberen Rand eine umlaufende Verdickung. Diese begünstigt die gleichmäßige Ausbreitung der Schwingungen – unabhängig davon, ob die Wabenzellen leer oder gefüllt sind.
Während bei Naturwaben die ungehinderte Ausbreitung der Schwingungen gegeben ist, wird sie in Magazinbeuten durch die Rähmchen, in denen sich die Waben befinden, unterbrochen. Die Bienen versuchen dann, diese zu verbauen und auch zu verbinden, um diese Störung zu umgehen.
Um ihre Artgenossinnen auf eine ergiebige neue Futterquelle hinzuweisen, tanzen die Bienen auf den Waben, wobei die eigentliche Tanzfläche lediglich aus einem mit chemischen Stoffen markierten, handtellergroßen Bereich besteht. Darauf wirbt die Biene andere Kolleginnen an – und zwar in einer Abfolge von mehreren Schritten:
Zuerst bringt eine Scout-Biene eine „Materialprobe“ des Nektars mit, dann übermittelt sie mittels des Schwänzeltanzes nur die grobe Richtung sowie die ungefähre Entfernung der Futterquelle an ihre Kolleginnen. Die angeworbenen Bienen fliegen dann dorthin, um den Nektar einzutragen und um weitere Bienen anzuwerben.
Der Bienenhonig – mehr als nur Futter
In ihrer natürlichen Umgebung nistet die Biene in Baumhöhlen, wie es beispielsweise Spechthöhlen sind. Als Waldbewohnerin bevorzugt sie Baumhöhlen in 7-8 Meter Höhe. Das hat unter anderem folgenden Grund: Honig, der in dieser Höhe eingelagert wird, weist meist eine Feuchtigkeit unter 15% auf, was ihn nahezu unbegrenzt haltbar macht. Zum Vergleich darf Honig, der die Anforderungen des Deutschen Imkerbunds erfüllen muss, 18% max. Wassergehalt haben – woraus man schließen könnte, dass die Qualitätsansprüche der Bienen deutlich höher sind.
Bei einem Waldbrand zieht der Rauch meist auch in die Baumhöhle, in der ein Bienenvolk nistet. Die alarmierten Bienen reagieren darauf sofort, indem sie Honig aufnehmen und sich damit um die Königin sammeln, die sich geschützt in der Mitte der Bienentraube befindet. Durch den Honig vergrößert sich die Masse der Bienen – mit der Folge, dass sie dadurch mehr Wärme absorbieren können. Unter der Voraussetzung, dass der Brand schnell vorbeizieht, erhöht dieses Verhalten die Überlebenschance des Volks.
Fälschlicherweise wird dieses Aufnehmen von Honig manchmal als Vorbereitung zur Flucht interpretiert, doch die Bienen würden keinesfalls ihre Königin im Stich lassen, die während der Zeit der Eiablage flugunfähig ist.
Zusammenleben im Wald
Koexistenz im Bienenstock mit anderen nützlichen Insekten
Die Ansiedelung der Bienen im Wald hat auch für viele andere Insektenarten Vorteile, die mit ihnen im Stock in Koexistenz leben – eine Win-Win-Situation für alle. Denn die Bienen existieren im Stock eines Zeidler-Baums nicht für sich allein, sondern dieser beherbergt auch weitere geduldete Unter- und Nachmieter. Dadurch bietet die Anwesenheit der Bienen im Wald auch einen Lebensraum für weitere Nützlinge, von denen wiederum sie selbst einen Nutzen hat.
Bücherskorpion
Der Bücherskorpion ist ein natürlicher Mitbewohner im Bienenstock. Das Holz des Zeidler-Baum hat gewöhnlich Rillen und Risse, die ihm einen idealen Lebensraum bieten. Er ernährt sich dort von weniger nützlichen Mitbewohnern wie den Milben, die dort in der sogenannten Gemüll-Schicht am Boden leben. Selbst die besonders schädliche Varroamilbe kann – wenn auch nicht vollständig beseitigt – vom Bücherskorpion in Schach und damit auf ein für das Bienenvolk erträgliches Maß klein gehalten werden. So trägt seine Anwesenheit dazu bei, das Bienenvolk gesund zu erhalten.
Daneben ernährt er sich auch von unzähligen anderen Kleinstorganismen, die ebenfalls in der Gemüll-Schicht leben und dort miteinander einen ganz eigenen Mikrokosmos bilden. Viele dieser Bewohner und ihre Aufgaben und Wechselwirkungen mit dem Bienenvolk sind bis heute noch nicht genau erforscht.
Die Zeidlerei unterstützt diese Koexistenz – im Unterschied zu den außerhalb des Waldes verwendeten Magazinbeuten, die dem Bücherskorpion keinen geeigneten Lebensraum bieten, da ihm die Ritzen oder Spalten, die für die Aufzucht der Jungen und zum Verstecken notwendig sind, fehlen. Auch der bei der Verwendung von Magazinbeuten typische Einsatz von Ameisensäure oder anderen Behandlungsmitteln ist für ihn problematisch, wenn nicht sogar tödlich.
Große und kleine Wachsmotte
Auch die Wachsmotte ist in einem Zeidler-Baum stets anwesend, wegen ihrer geringen Anzahl stellt sie für ein gesundes Bienenvolk aber kein Problem dar. Ein entscheidender Wendepunkt tritt ein, wenn eine Bienenpopulation aus ganz natürlichen Gründen zusammenbricht: Durch jede neue Belegung der Brutzellen mit Nachwuchs werden diese immer kleiner, bis sie dazu nicht mehr geeignet sind. Grund ist das sogenannte Nymphenhäutchen, das beim Schlüpfen der jungen Bienen jedesmal zurückbleibt – das Alter einer Brutzelle ist auch an der immer dunkler werdenden Farbe erkennbar.
Wenn dann die Population zusammenbricht, ist das ein zwar einschneidender Moment für ein einzelnes Bienenvolk, aber für die Bienenpopulation im Wald insgesamt kein Problem, denn die meisten Völker schwärmen jährlich, um neue „Filialen“ zu bilden.
Und für andere Insekten ist dies sogar ein Segen: Denn die große und die kleine Wachsmotte riechen ein verlassenes oder totes Bienennest über Kilometer weit und sind gleich zur Stelle. Umgehend legen ihre Weibchen dort mehrere hundert Eier; die daraus schlüpfenden Larven fressen die alten Waben komplett auf und bilden damit ein regelrechtes „Räumkommando“ – wiederum mit Folgen:
Ameisenbuntkäfer
Die Anwesenheit der Wachsmotte zieht weitere Waldbewohner an, wie den Ameisenbuntkäfer. Er selbst und auch seine Larven ernähren sich bevorzugt von deren Larven, so dass er sich optimal vermehren kann. Zugleich ist der Ameisenbuntkäfer der natürliche Gegenspieler des Borkenkäfers ...
Damit schließt sich der Kreislauf wieder auf natürliche Art und Weise: Denn durch die Anwesenheit dieser Insekten wird nach einiger Zeit wieder Raum für die erneute Besiedlung der Baumhöhle durch die Bienen geschaffen.
Koexistenz der Bienen mit anderen nützlichen Tieren im Wald
Die Anwesenheit der Bienen im Wald hat aber auch Vorteile für andere Tierarten, die außerhalb des Bienenstocks leben:
Rote Waldameise
Zu ihnen gehört die Rote Waldameise, die sich vorwiegend von unterschiedlichen Insekten sowie deren Raupen und Larven ernährt, wie auch vom Honigtau verschiedener Lausarten und von Aas und Pflanzensäften. Viele dieser Insektenarten gelten als Forstschädlinge, daher gilt die Rote Waldameise – auch „Polizei des Waldes“ genannt – als äußerst nützlich, denn sie trägt maßgeblich zum ökologischen Gleichgewicht in ihrem Lebensraum bei. Sie selbst dient dann wiederum Vögeln, Spinnen, Amphibien und Schlangen als wichtige Nahrungsquelle.
Auch die Anwesenheit der Bienen unterstützt die Existenz der Roten Waldameise: Denn im Laufe eines Jahres sterben viele Bienen – eine Sommerbiene hat eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 35 Tagen – ein Bienenvolk bildet so mehrere Kilogramm proteinreiche Nahrung. Die Rote Waldameise profitiert davon besonders in den Sommermonaten, wenn andere Nahrungsquellen meistens fehlen.
Hornissen
Die Hornisse ist im Wald vor allem der natürliche Gegenspieler des Eichenprozessionsspinners, dessen haarige Raupen bei Berührung Allergien auslösen können. Vor allem aber gefährden diese den Fortbestand der Eichen, auf dessen Blätter dieser Nachtfalter seine Eier legt. Die schlüpfenden Larven wandern in regelrechten „Prozessionen“ in die Kronen der Eichen und fressen dort das Blattwerk kahl.
Auch Bienen sowie Wespen dienen ihr als wichtige Nahrung, diese werden von spezialisierten Hornissen im Flug gefangen und ins Nest geflogen, denn ihre Flugmuskulatur enthält im Brustabschnitt wertvolles Eiweiß, das für die Ernährung der eigenen Brut essentiell ist.
Dennoch freuen wir vom Flohreus Waldprojekt uns sehr, dass sich auch die Hornissen bereits mitangesiedelt haben, da sie insgesamt einen wichtigen Beitrag dazu leisten, im Wald ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen nützlichen und schädlichen Insekten zu schaffen.
Wespen
Des Weiteren haben wir im Wald Quartiere für die Ansiedlung von Wespen bereitgestellt, die von ihnen auch erfolgreich bezogen wurden – denn sie erfüllen ebenfalls eine Vielzahl wichtiger Aufgaben im Ökosystem Wald.
Fledermaus
Gleiches gilt auch für die Fledermaus, die besonders die nachtaktiven Schädlinge in Schach hält. Am Dillenberg wurden bisher zwei Fledermauskästen installiert.
Diese kleine Auswahl an Waldmitbewohnern und Nutznießern der Anwesenheit der Bienen im Arboretum FlohriX ließe sich noch beliebig erweitern – sie verdeutlicht, wie wichtig das Zusammenspiel aller Tiere und Pflanzen für eine gesunden, artenreichen Mischwald ist.
Dank
Besonders freuen wir uns über die fachliche Unterstützung durch Prof. Dr. Jürgen Tautz, der neueste Forschungsergebnisse über die Kommunikation der Biene beim Schwänzeltanz geliefert und uns diese freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Besucher des Flohreus Waldprojekts am Dillenberg können sich auch vor Ort anhand der Info-Tafeln über dieses einzigartige Schauspiel informieren – mit sicherlich auch für „Bienenprofis“ überraschenden Erkenntnissen.
Quellen:
Ingo Arndt und Jürgen Tautz: „Honigbienen. Geheimnisvolle Waldbewohner“
Jürgen Tautz und Diedrich Steen: „Die Honigfabrik. Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung“
Thomas D. Seeley: „Honigbienen, Im Mikrokosmos des Bienenstockes“ und „Die Bienendemokratie“
Jürgen Tautz, Eric Tourneret und Sylla de Saint Pierre: „Das Genie der Honigbienen“
Jürgen Tautz: „Die Sprache der Bienen“
Elmar Billig: „Der Hornissensommer, das unbekannte Leben der friedlichen Riesen“
Werner von der Ohe: „Bienenhonig“
Bildnachweis: Grafiken von Prof. Dr. Jürgen Tautz / Fotos + Videos Frank Flohr