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Historische Zeidlerei am Dillenberg

Die Zeidlerei ist die ursprüngliche Art der Waldbienenhaltung, bei der ein Imker künstliche Höhlungen in Bäumen anlegt. Sie wurde viele Jahrhunderte lang auch in den Wäldern um Nürnberg betrieben, was geschichtlich dokumentiert ist. Die Wiedereinführung der Zeidlerbäume im Arboretum FlohriX am Dillenberg schlägt somit eine historische Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Zeidlerei früher und heute

Schon Karl der Große förderte die Zeidlerei: Der älteste Nachweis in Bayern stammt aus dem Jahr 748. Zwar gehörten die Bienen dem Kaiser, doch überließ er den Zeidlern die Rechte an Honig und Wachs.
Auch in der Gegend um Nürnberg ist die Zeidlerei seit dem Mittelalter urkundlich belegt:

  • Für 1296 lässt sich für die Zeidler in Feucht eine eigene Gerichtsbarkeit und auch ein eigener Zeidelmeister nachweisen.

  • Am 1. Juni 1350 wurde deren Zeidlerprivileg von Kaiser Karl IV. in der Urkunde „Zeidel Fryheit Brieff“ niedergeschrieben.

  • Kurz zuvor, am 14. April 1350, erhielt Arnold von Seckendorff zu Cenna bereits Zeidlerrechte, der von 1350 bis 1358 den Rang als oberster Zeidler innehatte.

Die unmittelbare Nachbarschaft von Langenzenn und Cadolzburg zum Dillenberg lässt vermuten, dass damals auch dort die Zeidlerei betrieben wurde. Es gibt historische Berichte aus jener Zeit, welche diese Annahme stützen: So wurde in der Lorenzkirche in Nürnberg über 1 Tonne Bienenwachs im Jahr für die Beleuchtung verbraucht. Der Vorteil der Bienenwachskerzen gegenüber Kienspänen und Talglampen ist ihr gleichmäßiges Licht, zudem rußen sie weniger stark.
Übertragen auf die Kirche und das Kloster in Langenzenn war der Verbrauch an Bienenwachskerzen dort sicher geringer, aber wohl immer noch so hoch, dass dieser am ehesten nur durch in der Region ansässige Zeidler befriedigt wurde.

Auch die in der Nachbarschaft liegende Cadolzburg, die damals vom Adelsgeschlecht der Hohenzollern bewohnt wurde, war sicher ein „Großabnehmer“ für Bienenwachs – ebenso für Honig. Zur damaligen Zeit war er das einzig verfügbare Süßungsmittel und daher sehr kostbar, sodass sein Genuss meist nur den Adeligen oder reichen Kaufleuten vorbehalten war.
Die ehemals große Bedeutung des Zeidelwesens in der Region wird nicht zuletzt durch die bereits erwähnte urkundliche Privilegierung des damaligen „Ober-Zeidlers“ Arnold von Seckendorff untermauert, der im Nachbarort lebte.

Durch die Wiedereinführung des Zeidelwesens am Dillenberg soll die Biene wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum – dem Wald – angesiedelt werden, da sie eine wichtige Rolle für dessen Ökosystem spielt.

Urkunde 764 der Reichsstadt Nürnberg (Kaiserliche Privilegien, Urkunde 80): Übertragung der Zeidlerrechte auf Arnold von Seckendorff zu Cenna am 14. April 1350

Urkunde 775 der Reichsstadt Nürnberg (Kaiserliche Privilegien, Urkunde 87): „Zeidel Fryheit Brieff“, unterzeichnet von Kaiser Karl IV. am 01. Juni 1350